Eine kürzlich veröffentlichte Studie des Gesamtverbands Kunststoffverarbeitende Industrie e.V. (GKV) weist für 2021 nur etwa 1.500 Neuverträge bei der Ausbildung zum Verfahrensmechaniker aus. Das sind ähnlich wenige, wie im ersten Corona-Jahr 2020 und 35 % weniger als noch 2017. Zukünftig ist damit keine Besserung des Fachkräftemangels in der Kunststoffindustrie in sicht.

Matthias Ruff vom Podcast "Kunststoff: Nachgefragt" erkundigt sich bei Alexander Hefner, Dipl. Geograf und Vertriebsmitarbeiter am SKZ, nach den Gründen und Zukunftsaussichten.

Herr Hefner,bedeutet diese geringe Anzahl an Neuverträgen schon einen akuten Mangel?
Die Studie bescheinigt uns ja tatsächlich im Jahr 2021 den niedrigsten Bestand an Ausbildungsverträgen jemals. Was uns hier klar sein muss, ist erstens, dass bereits jetzt ein Mangel an Fachkräften besteht. Zweitens aber zeigt diese Studie auch, dass es erstmal schlimmer werden wird. Die fehlenden Azubis von heute sind morgen fehlende Fachkräfte.

Woran liegt dieser Mangel an Azubis?
Die Gründe sind tatsächlich vielschichtig. Im Allgemeinen haben wir es natürlich mit einer alternden Bevölkerung und geringen Geburtenraten zu tun, so dass die Anzahl der Personen im erwerbsfähigen Alter sinkt. Diese Erkenntnis ist auch keine neue, sondern eine Entwicklung, die in der Bevölkerungsgeographie seit Jahren diskutiert wird. Für die kunststoffverarbeitende Industrie kommt hinzu, dass die benötigten Berufsbilder nicht mehr so gerne gewählt werden.

Warum das?
Die Jugendlichen von heute wollen alle "irgendwas mit Medien" machen. Spaß beiseite, einerseits ist die Nachfrage bei allen MINT-lastigen Berufen relativ hoch und andererseits leidet die gesamte Kunststoffbranche unter einem schlechten Image. Dies wiederum liegt an den negativen Auswirkungen auf die Umwelt. Da haben wir als Branche doppelt geschlafen. Einmal müssen wir zügig die Transformation zur Kreislaufwirtschaft hinbekommen und zweitens dringend aufklären, dass Kunststoffe nicht ins Meer gehören, sondern sogar einen wertvollen Beitrag zum Umweltschutz leisten. Man denke z.B. nur an die Energiewende. Die ist ohne Kunststoff nicht zu schaffen. Jedoch brauchen wir eben auch dafür helle Köpfe, die künftig in dem Bereich tätig sein wollen.

Was kann die Kunststoffbranche tun?
Informieren, aufklären und sich den Herausforderungen in Sachen Nachhaltigkeit stellen. Am SKZ versuchen wir auch hier als Wegbereiter zu fungieren. Unser Schülerlabor führen wir seit Jahren mit großem Erfolg durch. Inzwischen konnten über 10.000 Schüler dort einen Tag lang Kunststoffunternehmen simulieren und der ein oder andere sich hoffentlich für eine künftige Tätigkeit in der Kunststoffindustrie begeistern.

Muss man das nicht noch ausbauen?
Das planen wir tatsächlich. Bereits letztes Jahr konnten wir ein zusätzliches Schülerlabor an unserem Standort in Peine realisieren. A unserem Stammsitz in Würzburg gibt es ebenfalls seit letztem Jahr zusätzlich ein Umweltlabor zum Thema Kunststoff, Konsumverhalten und Nachhaltigkeit. Wir planen auch an unseren anderen Standorten solche Konzepte einzuführen. Die Finanzierung ist allerdings schwierig und Fördermittel sind knapp, so dass wir auf jede Unterstützung angewiesen sind.

Wie reagiert die Branche auf diese Punkte?
Ich glaube das Problem wurde definitiv erkannt. Wir sehen auch an weiteren Aktionen, dass man in der Branche zusammenarbeitet. So organisieren wir z.B. gerade eine Lehrerfortbildung zusammen mit Plastics Europe bei uns im Haus. In unserem Podcast „Kunststoff: Nachgefragt“ haben wir auch schon viele Interviews mit Branchenvertretern geführt. Es ist, denke ich, allen klar, dass wir uns hin zu einer Kreislaufwirtschaft bewegen müssen. Dadurch wird das Image dann auch besser. Der Werk- und Wertstoff Kunststoff ist aus unserer Sicht ein Teil der Lösung, nicht nur ein Problem.

Weitere Informationen zum Thema können unter https://www.gkv.de/de/service/presse/auszubildende-dringend-gesucht.html, https://www.skz.de/podcast und https://www.skz.de/bildung/skz-lab eingesehen werden.

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